Auf a Wort im Achental mit Dominik Hartmann
Dominik Hartmann ist gebürtiger Chiemgauer, der seine sportliche Laufbahn als Freerider begann und später seine Leidenschaft im Trailrunning fand. Nach einer verletzungsbedingten Pause vom Skisport entdeckte er die Freiheit des Laufens in den Bergen. 2017 organisierte Dominik Hartmann den ersten Chiemgau Trailrun in Marquartstein.
Hartmanns Engagement hat dazu beigetragen, die Sportart Trailrunning im Chiemgau zu etablieren und eine vielfältige Laufgemeinschaft zu fördern. Neben seiner Arbeit als Organisator ist er selbst aktiver Trailrunner und schätzt besonders das Gemeinschaftsgefühl und die Naturverbundenheit des Sports.
Der Chiemgau Trail Run findet in diesem Jahr am 10. Mai in Marquartstein statt. Er markiert jährlich am zweiten Wochenende im Mai den Beginn der Trailrunning-Saison in den bayerischen Alpen. Für 2025 sind vier verschiedene Distanzen geplant, die sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Trailrunner geeignet sind. Diese anspruchsvollen Routen führen durch die Berglandschaft des Achentals und bieten den Teilnehmern ein unvergessliches Naturerlebnis.
Wir haben Dominik Hartmann, Race Director des Chiemgau Trailruns in der heißen Vorbereitungsphase des Events in der Tourist Info im Alten Bad in Unterwössen zum Gespräch getroffen.
Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Der Chiemgau Trail Run findet seit 2017 in Marquartstein statt. Was gab den Ausschlag, diesen Ort als Austragungsort zu wählen?
Ich bin etwas naiv an die Sache gegangen. Das war 2015/2016. Ich hatte die Möglichkeit, beim Ökomodell Achental mein Konzept mehreren Bürgermeistern vorzustellen. Es gab dann den einen Bürgermeister, der gesagt hat: „Kommen Sie vorbei, das Konzept interessiert mich.“ Das war Andi Scheck, Bürgermeister von Marquartstein. So sind wir zusammengekommen und heuer findet der Chiemgau Trailrun zum achten Mal in Marquartstein statt.
Unsere Region bietet eine beeindruckende Kulisse für Trailrunner. Welche Merkmale machen die Strecken rund um Marquartstein besonders attraktiv für diesen Sport?
Marquartstein ist ein kleiner Ort und von hohen Bergen umgeben. D.h., die Trails fangen unmittelbar am Ortsrand an. Das macht es zu einer besonders schönen Veranstaltung, weil man nicht lange auf Fortstraßen unterwegs ist, sondern direkt in die Trails einsteigen kann. Sie führen hoch bis zu den Berggipfeln – Hochplatte, Hochgern und weitere Gipfel im Achental. Von dort hat man einen 365° Grad Blick: nach Norden zum Chiemsee, nach Süden in die Alpen rein zum Großvenediger oder Großglockner. Es ist besonders schön bei uns. Das Chiemgau bietet an 365 Tagen im Jahr beste Sportbedingungen.
Der Chiemgau Trail Run zieht Teilnehmer aus verschiedenen Regionen an. Kannst du uns einen Überblick geben, aus welchen Teilen Deutschlands oder sogar aus dem Ausland die Athleten kommen?
Wir haben aktuell etwas mehr als 1300 Anmeldungen. Ich bin optimistisch, dass wir dieses Jahr ausverkauft sein werden – das wären dann 1500 Anmeldungen. Die Teilnehmer kommen aus 31 verschiedenen Nationen ins Achental. Der Großteil kommt aus Deutschland, aber wir haben auch Teilnehmer aus Skandinavien, Asien und Südamerika. Diese verbinden die Teilnahme am Trailrun mit einem Urlaub in Deutschland. Vor drei Jahren war zum Beispiel ein Junggesellenabschied aus Skandinavien dabei.
Wie ist das Verhältnis Männer zu Frauen unter den Teilnehmern?
Aktuell sind 64% der Teilnehmer Männer und 36 % Frauen. Die Anzahl der teilnehmenden Frauen hat sich erfreulicherweise in den letzten Jahren stetig nach oben entwickelt. Wobei, je anspruchsvoller die Strecke wird, dann doch noch deutlich mehr Männer wie Frauen starten. Also Appell an die Frauen: Keine Angst vor Trailrunning.
Für Sportler, die am Chiemgau Trail Run teilnehmen möchten: Welche Vorbereitungen und Ausrüstung empfiehlst du, um den Herausforderungen der verschiedenen Distanzen gerecht zu werden?
Das Event findet bei jedem Wetter statt. Das A und O ist das passende Schuhwerk. Bitte unbedingt mit Trailrunning-Schuhen auf die Strecken gehen. Grundsätzlich gilt: Je länger die Distanz wird, umso mehr Ausrüstung braucht man wie Stöcke, Rucksäcke, Verpflegung. Und unbedingt das Runterlaufen trainieren.
Wie viele freiwillige Helfer sind mit am Start?
So eine große Veranstaltung funktioniert nur, wenn freiwillige Helfer mit dabei sind. Es sind bei ca. 1330 – 1500 Teilnehmern ca. 40 Freiwillige, zum Teil aus dem Familien- und Freundeskreis, aber auch Bürger aus dem Achental, die die Veranstaltung stemmen. Großes Dankeschön auch hier an dieser Stelle.
Wie macht ihr auf den Chiemgau Trail Run aufmerksam? Welche Medien und Partnerschaften nutzt ihr, um sowohl Einheimische als auch Teilnehmern aus ganz Deutschland und sogar dem Ausland zu erreichen?
Nach acht Jahren hat sich der Chiemgau Trailrun so etabliert, dass er für viele Trailrunner den Saisonstart markiert. Wir haben viele ‚Wiederholungstäter‘ mit dabei. Seit letztem Jahr haben wir auch die Sportmarke La Sportiva als Titelsponsor gewonnen – die pushen uns mit ihren Kommunikationsmaßnahmen international. Wir sind dieses Jahr auf der S-Distanz ein Sichtungslauf für die Jugend-Trailrunning Weltmeisterschaft. Ansonsten geben wir viel Geld aus für Foto- und Videocontent. Unser Instagram-Kanal hat mehr als 6000 Follower und wir begleiten die Veranstaltung mit hochwertigem Content auf dieser Plattform.
Was erwartet die Teilnehmer und Zuschauer des Chiemgau Trailruns am 10. Mai begleitend zum Wettbewerb an Aktivitäten in Marquartstein?
Wir starten am Freitag, 9. Mai im Kurpark in Marquartstein mit einem Expo-Gelände mit ca. 10 Ausstellern, die ihre Neuheiten im Outdoor-Bereich vorstellen, Food Trucks für jeden Geschmack, Getränkestände und Musik.
Am Freitag wird es um 18 Uhr einen Vortrag von Kletterlegende und Sportfotograf Hans Zack zum Thema ‚Abenteuer in den Bergen‘ geben, der uns mit in die Berge nimmt und einstimmt. Am Samstag geht es um 6.00 Uhr los.
Ab mittags, wenn die ersten Teilnehmer wieder im Ziel ankommen, geht es mit DJ und Musik weiter im schönsten Kurpark, den ich kenne.
Was bedeutet für dich Heimat?
Bis vor 15 Jahren habe ich den Begriff nicht wirklich ernst genommen. Ich wollte bloß weg aus dem Chiemgau und die Welt sehen. Das habe ich dann auch gemacht.
Als ich älter wurde, habe ich gemerkt, was das für ein Privileg ist, hier zu leben. Jetzt bin sehr glücklich, dass meine Kinder hier aufwachsen dürfen und ich ihnen meine Geheimspots hier bei uns zeigen kann und ich mit ihnen hier alt werden darf.
Was ist für dich „Typisch Achental“?
Typisch Achental ist für mich, dass wir hier jeden Sport ausüben können in den Bergen, am See und auf dem Fluss. Das ist für mich einzigartig.
Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Mein Lieblingsplatz ist eine Stelle an der Ache, die wir ‚Little BC (British Columbia) nennen. Und es gibt ein spezielles Platzerl am Hochgern oben, das ich nicht verrate. Da bin ich auch gern.
Welches ist dein liebster Brauch oder deine liebste Tradition?
Das ist der Hungerbaum – an der Stelle Grüße an Stefan und Andi.
Ist man mit seiner Partnerin oder Partner sieben Jahre zusammen, aber nicht verheiratet, dürfen die Freunde einen geschmückten, hässlichen Baum im Garten aufstellen. Der muss stehenbleiben, bis das Paar heiratet. Es gibt bestimmte Regeln über das Jahr. Werden diese nicht befolgt, gibt es ‚Strafen‘.
Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Mein perfekter Tag im Achental ist mein Alltag. Ich bringe die Mädels in den Kindergarten, gehe arbeiten, gehe zwischendurch mal laufen, gehe wieder arbeiten im Chiemgau Collective, hole die Kinder ab und verbringe dann mit meiner Frau und den Kindern eine gute Zeit am See oder am Berg.
Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
„Scheiss dir nix, dann fehlt dir nix.“ Übersetzt: Nicht lange überlegen, einfach machen.
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst? Da kommt der Halbösterreicher durch: Bosna
Leberknödel oder Spinatknödel? Beides
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Da ich gerade im Training bin, die Renke.
Berggehen oder Bergradeln? Berglaufen.
Berggipfel oder Bergsee? Berggipfel
Alpinski oder Nordicski? Alpinski, gerne ‚a bisserl‘ breiter.
Was ist dein Lebensmotto?
Wer sudelt, wird ned gepudert. Und des übersetz ich jetzt ned.