Auf a Wort im Achental Podcast

Auf a Wort im Achental mit Sepp Weiß: “Jagen bedeutet für mich Verantwortung für die Natur.”

Sepp Weiß ist Zimmerer, Forstwirt und Revierjagdmeister aus Staudach-Egerndach.
Zuhause betreibt er eine biologische Landwirtschaft mit Pinzgauer Mutterkühen. Hauptberuflich arbeitet Sepp Weiß als Forstwirt und bietet in dieser Funktion auch Motorsägenkurse und waldpädagogische Führungen durch unsere heimischen Wälder an. Seit vielen Jahren kümmert sich Sepp Weiß hauptberuflich und jetzt ehrenamtlich um den Lebensraum Wald, wo er sich stets für das Gleichgewicht „Wald-Wild“, gesunde Wildbestände und Artenvielfalt einsetzt.

In unserer Interview-Reihe „Auf a Wort im Achental“ erzählt er, was ihm an seiner Arbeit besonders am Herzen liegt und was wir als Spaziergänger, Wanderer oder Naturliebhaber wissen sollten.

Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:

Sepp, wie schaut dein Alltag als Jäger eigentlich aus?
Ich bin ja jetzt nicht mehr hauptberuflich Jäger, sondern nur noch Hobbyjäger. Das bedeutet, dass ich nicht mehr täglich und ganztags als Jäger unterwegs bin. Ich erlege ausschließlich nur noch das Wild, das wir selbst verzehren. Dazu kommen Hegeabschüsse, also krankes oder verletztes Wild.

Was sollten Spaziergänger und Wanderer im Revier unbedingt beachten – vor allem während der Jagdzeiten?
Die Hauptjagdzeit ist im Herbst. Die Spaziergänger sollten vor allem nicht auf die Jäger Acht geben, sondern auf das Wild. Wanderer, Spaziergänger und Erholungssuchende sollten, wenn möglich, das Wild nicht stören und sich achtsam verhalten. Das heißt, vor allem im Frühjahr, wenn Setzzeit und Aufzucht der jungen Wildtiere ist, ist es besonders wichtig, sich an das Wegegebot zu halten. Das Wild kommt erstaunlicherweise sehr gut damit klar, wenn sich die Menschen auf den Wegen bewegen. Aber abseits der Wege ist es das Revier der Wildtiere, die dann einfach gestört werden. Ganz wichtig auch, dass die Hunde an der Leine bleiben. Es sei denn, man hat einen sehr folgsamen Hund, der auf Pfiff gut hört.

Warum ist die Jagd notwendig?
Die Jagd ist notwendig, um das Gleichgewicht in der Natur aufrecht zu erhalten. Wir gewinnen außerdem bei der Jagd mit dem Wildbret ein hochwertiges Lebensmittel, das ganz sicher artgerecht ist. Die Abschusszahlen sind abhängig vom Vegetationsgutachten und sind Muss-Erfüllungszahlen. Es wird ermittelt, ob der ‚Verbiss‘ im Wald tragbar ist oder nicht. Wenn nicht, muss mehr Wild erlegt werden. Wenn sehr viel Verbiss vorhanden ist, aber kein Wild sichtbar, dann wurde möglicherweise das Wild gestört durch Erholungssuchende oder aber auch durch die Jäger. ‚Verbiss‘ ist, wenn das Wild Knospen an Bäumen abbeißt. Das ist dann ein Wildschaden und für den Jäger ersatzpflichtig. Deswegen kann der Jäger eingreifen, wenn das Gleichgewicht ‚Wald-Wild‘ gestört ist.

Wo können Einheimische und Gäste bei uns im Achental frisches Wildfleisch kaufen oder genießen?
Am besten beim Jäger vor Ort – da bekommt man ganz frisch gesundes Wildfleisch. Wenn jemand den hiesigen Jäger nicht kennt, dann fragt man die Bauern.

Wir in Staudach-Egerndach sind in der glücklichen Lage, dass wir zwei bodenständige, bayerische Wirtschaften haben, die Wildgerichte aus der Staudacher Jagd anbieten. Im Herbst ist wieder Wildbret- und Schwammerlzeit – beides passt sehr gut zusammen. Frisches Wildbret eignet sich auch hervorragend zum Einfrieren.

Was bedeutet dir persönlich das Jagen??
Das Jagen bedeutet für mich sehr viel Verantwortung für die Natur, indem wir das Gleichgewicht halten und gesunde Wildbestände erhalten. Wir erkennen Krankheiten und sorgen dafür, dass der gesamte Lebensraum Wald eine Einheit bleibt und nicht aus dem Lot kommt.

Nach einem anstrengenden Arbeitstag erlebe ich es auch als sehr entspannend, draußen in der Natur zu sein. Ich erfreue mich immer am Anblick des Wilds und der Sichtung eines Tiers. Es muss dann auch nicht immer der Schuss sein. Es genügt oft ‚a Oachkatzerl‘, welches mir Freude bereitet.

Was bedeutet für dich Heimat?
Heimat bedeutet für mich der Ort, wo meine Familie ist und wo das Umfeld mit den Freunden passt. Heimat ist für mich schon immer der schöne Ort Staudach-Egerndach, aus dem ich niemals weggehen würde.

Was ist für dich „Typisch Achental“?
Das schöne Vereinstreiben vor allem. Jeder unserer Vereine stellt mindestens ein Fest auf die Beine, wo immer was los ist. Bei uns in Staudach-Egerndach ist auch ein sehr großer Zusammenhalt, was mich immer wieder erfreut und um den uns manche auch beneiden.

Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Den einen Lieblingsplatz habe ich nicht. Wenn ich mich hier festlegen soll, dann sind es ganz sicher unsere Almen. Da ist es immer schön.

Welches ist dein liebster Brauch oder deine liebste Tradition?
Das Klöpfeln in der Adventszeit ist ein sehr schöner Brauch, den ich sehr mag. Ich wünsche mir, dass wir weiter daran festhalten.

Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Wenn in der Arbeit alles gut gelaufen ist, wenn es ein erfolgreicher Arbeitstag war und ich abends heimkomme und ein schönes Abendessen mit der Familie habe. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass beim Abendessen alle Familienmitglieder mit dabei sind. Manchmal sind wir auch eine größere Runde.

Dann ist beim Ansitz ein Jagdglück auch ein schöner Tag – der nicht verbunden sein muss mit einem Abschuss. Ich fotografiere auch gerne das Wild. Wenn nach einem Jagdglück der Tag dann zu Ende geht und eine nette Stammtischrunde zusammen kommt, dann ist das für mich auch ein perfekter Tag im Achental, den ich glücklicherweise oft genießen darf.

Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Das ist der ‚Zwerch-Leiten-Steig‘. Das Schöne an unserem Dialekt ist, er zieht nichts in die Länge. Auf Hochdeutsch wäre der ‚Zwerch-Leiten-Steig‘ ein sehr kleiner Weg, der über einen sehr steilen Hang verläuft und diesen überquert.

Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst?
Beides sehr gerne.
Leberknödel oder Spinatknödel?
Leberknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke?
Am liebsten Rinderbraten vom eigenen Pinzgauer Rind.

Berggehen oder Bergradeln? Berggehen

Berggipfel oder Bergsee? Berggipfel

Alpinski oder Nordicski? Alpinski

Was ist dein Lebensmotto?
Mein Lebensmotto ist Leben und Leben lassen, einander zuhören und aufeinander Acht geben. So lässt es sich gut miteinander leben.