Auf a Wort im Achental mit Walter Reisenauer
Walter Reisenauer ist Leiter der Musikkapelle Schleching. Unter seiner Führung begeistert die Kapelle regelmäßig mit ihren Auftritten und trägt maßgeblich zum kulturellen Leben in Schleching und im Achental bei. Wir haben Walter Reisenauer vor dem Start des Musiksommers 2025 in der Tourist-Info im Alten Bad in Unterwössen zum Interview für Auf a Wort im Achental getroffen.
Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Seit wann leitest Du die Musikkapelle Schleching und wie bist Du zu dieser Rolle gekommen?
Die Musikkapelle Schleching leite ich seit 2013. Bereits 1990 wurde ich zum Leiter der „Dorfmusik Schleching“ gewählt, die zum frisch gegründeten Musikverein in Schleching gehörte. Ich bin also seit 35 Jahren Kapellmeister und Dirigent.
Welche Instrumente spielst Du selbst, und wie hat Deine musikalische Laufbahn begonnen?
Ich bin ja ein sogenannter „Zuagroaster“ Spätaussiedler aus Siebenbürgen. Meine Vorfahren stammen aus dem Salzkammergut und wurden zur damaligen Zeit als Protestanten an die Außengrenzen des Österreich-Ungarischen Reichs umgesiedelt.
Mein Großvater war in Siebenbürgen ein bekannter Komponist. Mir wurde also das musikalische Talent sozusagen in die Wiege gelegt.
Mein Hauptinstrument ist die Trompete. Damit habe ich 25 Jahre auf dem Oktoberfest in München gespielt. Wir sind im Löwenbräuzelt aufgetreten. Die Kapelle heißt ‚Die Heldensteiner‘ und stammt aus Ampfing bei Mühldorf. Zunächst war das nur für eine Saison geplant – dann wurden 25 Jahre daraus.
Was waren bisher Deine persönlichen Highlights als Leiter der Musikkapelle? Gibt es besondere Momente oder Konzerte, die Dir in Erinnerung geblieben sind?
Jedes Konzert der Musikkapelle ist was Besonderes, weil wir zu unseren Konzerten immer auch besondere Gastmusiker haben. Im Jahr 2023 war das der 12-jährige Lukas Stolz mit seiner Geige. Das kommt auch nicht so häufig vor, dass eine Blaskapelle mit einer Geige spielt. Und die Sängerin Martina Hetzenauer, die mittlerweile bei der Wiener Staatsoper singt und extra für ein Konzert mit uns nach Schleching gekommen ist.
Schön war es auch in Hövelhof bei Paderborn, wo wir unter dem Motto „Feiern wie die Bayern“ gemeinsam mit der Sängerin Stefanie Hertel, unserem damaligen Landrat und unserem Bürgermeister bei dem dortigen Oktoberfest aufgetreten sind. Kennengelernt haben wir die Hövelhofer auf der „Oidn Wiesn“ in München, wo wir auch einen Auftritt hatten.
Sehr besonders war für uns ein Auftritt im Vatikan in Rom im Jahr 2023. Wir haben bei der Priesterweihe von Don Zlatko (Kevin) Brauchler im Petersdom spielen dürfen. Kevin hat früher seine Ferien in Mettenham in Schleching verbracht. Er hat sich gewünscht, dass wir bei seiner Priesterweihe spielen. Da haben wir uns für ein Wochenende in einen Bus gesetzt und sind runtergefahren. Der Auftritt war Gänsehaut pur für uns alle.
Der Musiksommer 2025 steht bevor. Auf welche Veranstaltungen freust Du Dich besonders, und was dürfen die Zuhörer erwarten?
Wir haben viele Auftritte in Schleching wie die Standkonzerte, das Dorffest, Sommernachtsfest, und die Freiwillige Feuerwehr Schleching wird heuer 150 Jahre alt.
Wir haben aber auch einige Auftritte außerhalb des Achentals. So fahren wir mit dem GTEV Schleching nach Goisern im Salzkammergut. Und wir fahren mit den Gebirgsschützen Wössen-Achental nach St- Andrä in Südtirol. Wir kommen also ganz schön rum.
Gibt es Publikumslieblinge in Eurem Repertoire und welche sind das?
Das ist in jedem Fall der „Gamsgebirgs-Marsch“, die Hymne der Schlechinger. Die kommt überall „sauguad“ an. Und „Lasset uns das Leben genießen.“ Da singen die Musikanten den Text und reißen das Publikum mit. Oder auch „Amazing Grace“, wo die Trompeter beim Finale auf den Biertischen oder auf dem Dorfplatz stehen und manchen Zuhörer zu Tränen gerührt hat.
Welche Bedeutung hat die Musikkapelle Schleching im kulturellen Leben des Achentals?
Die Musikkapelle Schleching ist eigentlich immer dabei, sei es bei Hochzeiten, Beerdigungen, bei kirchlichen oder kommunalen Veranstaltungen. Überall wo Musik gefragt ist, spielen wir gerne auf.
Tretet ihr auch in anderen Achental Gemeinden auf? Wenn ja, zu welchem Anlass?
Sehr gerne treten wir auch in anderen Achental Gemeinden auf – zuletzt beim Wössner Seeräuberspiel am 1. März 2025. Es ist immer schön, wenn die Wössner uns einladen. Außerdem freuen wir uns dieses Jahr auf das Bezirksmusikfest im Juli in Übersee. Mit der Musikkapelle Übersee habe wir ein besonders freundschaftliches Verhältnis.
Warum ist Musik so wichtig für das Miteinander in einer Gemeinde und überhaupt für uns?
Musik verbindet. Das ist nicht nur ein Spruch. Musik ist die einzige Sprache der Welt, die jeder versteht. Musik ist Gesellschaft, Zusammengehörigkeit, Freude, Trauer, Gemütlichkeit, Gaudi, Frieden, Verantwortung und vieles mehr. Ohne Musik geht nichts.
Was bedeutet für dich Heimat?
Heimat ist, wenn man jeden grüßt, weil man jeden kennt. Es gibt nichts Schöneres, als wenn man sich in seiner Heimat geborgen fühlt.
Was ist für dich „Typisch Achental“?
Tradition, Bodenständigkeit und das Selbstbewusstsein der Achentaler.
Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Oh, da gibt es einige. Der Streichen, der gerade noch umgebaut wird. Die Oberauerbrunstalm oder der Grofn Kaser bei der Barbara auf der Oim im Wuhrsteingebiet.
Welches ist dein liebster Brauch oder deine liebste Tradition?
Das ist in jedem Fall die Gauwallfahrt in Raiten an Himmelfahrt.
Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Gibt es einen NICHT perfekten Tag bei uns?
Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Bärig: Weil es bei uns alles Schöne beschreibt.
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst? Weißwurst
Leberknödel oder Spinatknödel? Spinatknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Schweinsbraten
Berggehen oder Bergradeln? Berggehen
Berggipfel oder Bergsee? Bergsee
Alpinski oder Nordicski? Weder noch
Was ist dein Lebensmotto?
Genieß dein Leben jeden Tag.