Achtung Lawinengefahr – die Lawinenwarnstufen einfach erklärt

Wenn im Achental der erste Schnee fällt, beginnt für viele die schönste Zeit des Jahres. Skitouren, Winterwanderungen oder einfach ein Tag im glitzernden Weiß, die Berge locken. Doch mit jeder Schneeschicht wächst auch ein Risiko, das oft unterschätzt wird: die Lawinengefahr.
Damit ihr sicher unterwegs seid, erklären wir euch, wie Lawinen entstehen, worauf ihr achten müsst und was die fünf Gefahrenstufen des Lawinenwarndienstes Bayern bedeuten.

Wie entsteht Lawinengefahr überhaupt?

Eine Lawine ist kein Zufall. Mehrere Faktoren spielen zusammen, bis die Schneedecke instabil wird:

  • Schneedeckenaufbau: Neue Schneeschichten lagern sich auf älteren ab. Wenn eine Schwachschicht entsteht – etwa durch lockeren Altschnee –, kann die Decke brechen.
  • Wind: Er verfrachtet Schnee und bildet Triebschnee – eine der häufigsten Lawinenursachen.
  • Temperatur: Wärmerer Schnee setzt sich, kühlt er stark aus, entstehen brüchige Schichten.
  • Steilheit des Hangs: Ab ca. 30° wird es kritisch, ab 35–40° typisch lawinengefährlich.

Je nach Kombination dieser Faktoren veröffentlicht der Lawinenwarndienst Bayern täglich die aktuelle Gefahrenstufe.

Wo findet ihr den Lawinenlagebericht?

Der Lawinenwarndienst Bayern aktualisiert seinen Bericht täglich am Morgen und bei besonderen Wetterlagen auch öfter.
Hier einchecken, bevor ihr startet: www.lawinenwarndienst-bayern.de

Am besten kontrolliert ihr die Lage:

  • am Abend vorher,
  • am Morgen der Tour,
  • und unterwegs, wenn sich Wetter oder Schnee ändern.

Was bedeutet eigentlich „Zusatzbelastung“?

Häufiger Begriff im Lagebericht und leicht zu missverstehen.

  • Große Zusatzbelastung: Gruppe fährt dicht hintereinander, jemand stürzt, springt oder rutscht quer über einen Steilhang.
  • Kleine Zusatzbelastung: Eine einzelne, vorsichtige Person, also eigentlich „wenig Druck“.
    Wichtig: Wenn schon kleine Zusatzbelastung reicht, ist die Lage oft heikel.

Steilhang, ab wann wird es gefährlich?

Viele unterschätzen die Neigung eines Hangs.

  • Ab 30° beginnt das kritische Gelände.
  • Ab 35–40° lösen sich die meisten Lawinen.

Tipp: In vielen Outdoor-Apps könnt ihr die Hangneigung einblenden. Für unterwegs: Stockmethode oder Gefühl – lieber einmal zu flach geschätzt als zu steil.

5 Grundregeln für sichere Touren

Damit ihr auch im Winter entspannt draußen unterwegs seid:

  1. Tour sorgfältig planen (Karten, Hangneigung, Exposition, aktuelle Warnstufe).
  2. Abstand halten – besonders in steilen Passagen.
  3. Notfallausrüstung immer dabeihaben: LVS, Sonde, Schaufel, Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack.
  4. Alarmzeichen ernst nehmen: „Wumm“-Geräusche, Risse, frischer Triebschnee.
  5. Umdrehen ist keine Schwäche. Wenn der Bauch sagt „heute nicht“ – einfach zurück.

Regionale Besonderheiten im Achental

Unsere Berge haben ihren ganz eigenen Charakter:

  • Geigelstein-Gebiet: Nach Schneefall oft ausgeprägte Triebschneeprobleme in den oberen Lagen.
  • Hochgern / Hochplatte: Klassische Westwindhänge mit Verfrachtungen; Übergänge zwischen Wald und offenen Flächen sind oft tückisch.
  • Almgelände: Weite, steile Hänge bieten Traumabfahrten – aber auch großes Einzugsgebiet.

Gerade bei Stufe 3 ist in den Chiemgauer Alpen besondere Vorsicht geboten, da der Schnee oft weniger gut verfestigt ist als in höheren Regionen.

Die fünf Lawinenwarnstufen einfach erklärt

Lawinenwarnstufe 1 – Geringe Gefahr

Auslösung mittelgroßer Lawinen ist bei großer Zusatzbelastung im extremen Steilgelände möglich. Kleine Lawinen können mit geringer Zusatzbelastung ausgelöst werden. Kleinere spontane Lawinen sind vereinzelt möglich. Die Gefahr eines Absturzes ist größer als die Gefahr einer Verschüttung. Extrem steile Hänge einzeln befahren. Kommt an ca. 20 % des Winters vor; rund 5 % der tödlichen Lawinenunfälle.

Lawinenwarnstufe 2 – Mäßige Gefahr

Mit großer, vereinzelt auch mit kleiner Zusatzbelastung können kleine und mittelgroße Lawinen ausgelöst werden. Große Lawinen sind nur vereinzelt möglich. Deutlich mehr Gefahrenstellen als bei Stufe 1. Vorsicht bei Routenwahl, Abstandfahren empfohlen. Ca. 50 % des Winters; rund ein Drittel der tödlichen Unfälle.

Lawinenwarnstufe 3 – Erhebliche Gefahr

Große Lawinen können bereits bei geringer Zusatzbelastung ausgelöst werden. „Wumm“-Geräusche und Risse („shooting cracks“) sind typisch. Steilhänge mit den genannten Expositionen meiden. Kommt an etwa 30 % der Wintertage vor; rund 50 % der tödlichen Unfälle passieren bei Stufe 3.

Lawinenwarnstufe 4 – Große Gefahr

Schneedecke oft schwach verfestigt. Große und sehr große Lawinen können sich spontan oder mit geringer Zusatzbelastung lösen. Fernauslösungen möglich. Nur noch mäßig steiles Gelände nutzen. Selten, aber gefährlich: ca. 10 % der tödlichen Unfälle.

Lawinenwarnstufe 5 – Sehr große Gefahr

Die Schneedecke ist weitgehend instabil. Viele sehr große und extrem große Lawinen sind zu erwarten, selbst flache Bereiche können betroffen sein. Auch Tallagen gefährdet. Touren unbedingt vermeiden.

Fazit: Mit Wissen und Respekt sicher durch den Winter

Unsere Berge sind ein Geschenk, gerade im Winter. Wer die Warnstufen versteht, den Lagebericht liest und gut plant, kann die stille, weiße Landschaft des Achentals sicher erleben. Bleibt aufmerksam, bleibt respektvoll und genießt den Winter, wie er sein soll.