Auf a Wort im Achental Podcast

Auf a Wort im Achental mit Tobi Reiter

„Unsere Umgebung hier im Achental ist mit den Bergen, Seen und dem Wahnsinnspanorama schon einzigartig und bietet alles, was man als Sportler braucht“.

Tobi Reiter, geboren in Traunstein, ist tief mit dem Biathlonsport verwurzelt – als ehemaliger Leistungssportler und heutiger Cheftrainer der deutschen Biathlon-Nationalmannschaft der Männer im Deutschen Skiverband (DSV). Der 40-Jährige vom ASV Oberwössen stieg nach seiner sportlichen Laufbahn 2011 in das Trainergeschäft ein. Er durchlief sämtliche Stationen vom Nachwuchs bis zum Co-Trainer der Damen im Weltcup und ist auch Trainer bei der Landespolizei, der 1b Frauen und im IBU-Cup (Internationale Biathlon Union). Im Februar 2025 übernahm Tobi Reiter dann die Rolle des Cheftrainers der DSV Biathlon Männer.

Tobi Reiter lebt in Oberwössen im Achental. Wir haben ihn im Sommer 2025 in Unterwössen getroffen und mit ihm über Biathlon, das Achental und persönliche Lieblingsplätze gesprochen.

Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:

Herzlichen Glückwunsch zur neuen Aufgabe. Somit haben wir mit Dir und Kristian Mehringer zwei DSV-Nationaltrainer im Biathlon bei den anstehenden Olympischen Winterspielen 2026 in Italien. Das gesamte Achental wird noch mehr mitfiebern. Was habt ihr euch vorgenommen?
Natürlich die besten Erfolge, die wir holen können. Bei uns ist es eine spezielle Vorgeschichte, da ich relativ kurzfristig in das Männerteam berufen wurde. In einer Sommersaison kann man dann nicht alles ändern und muss mit viel Gefühl rangehen, Kleinigkeiten verändern, aber das große Ganze erstmal beibehalten. Wenn man auf einmal alles verändert, kommt dabei meistens nicht Gutes raus.
Wir haben uns vorgenommen, einen positiven Winter für uns zu gestalten mit im Idealfall einer Medaille bei Olympia und das Maximale für uns rauszuholen.

Du wohnst in Oberwössen, nicht weit vom Biathlon-Weltcuport Ruhpolding. Wie hat dich unsere Umgebung sportlich geprägt?
Unsere Umgebung gibt alles schon her. Die Berge, die Seen, man kann alles machen, was man an Sport ausüben möchte und das prägt einen schon sehr. Schon als Kind war ich hier berggehen, bergradeln, schwimmen, Fußballspielen, laufen – es gibt hier ein Überangebot an sportlichen Möglichkeiten. Das prägt einen und so ging es mir auch. Ich konnte die tollen Möglichkeiten, die wir hier bei uns im Achental haben, auch sehr gut nutzen.

Was sind die Aufgaben eines DSV-Cheftrainers im Biathlon?
Letztendlich versucht man das Team zu führen mit den Trainerkollegen, den Heimtrainern, den Betreuern und dem gesamten Team, das dabei ist. Wichtig ist es, einen roten Faden vorzugeben im Jahres-Trainingsplan und viel Kommunikation mit den Athleten über den Sommer, um damit den Winter vorzubereiten. Das ist jetzt mal grob die Beschreibung. In der Saison sind wir im Trainerstab zu zweit vor Ort bei den Wettkämpfen. Im Sommer sind viele Trainer mit involviert – die Heimtrainer und die Stützpunkttrainer in ganz Deutschland, die vor Ort die Linie vertreten, die wir vorgeben. Wir haben acht Athleten in der Nationalmannschaft. Drei davon aus Bayern, sonst aus Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg.

Wie viele Tage bist du in der Saison im Winter zuhause im Achental?
Wir sind immer drei Wochen am Stück unterwegs in der Wettkampfsaison und sind dann wieder zwei Wochen zuhause. Wir haben aber hier den Vorteil, dass einige Wettkampforte nicht weit weg sind wie z.B. Ruhpolding, Hochfilzen, Oberhof und Pokljuka in Slowenien, so dass wir auch mal dazwischen an einem Nachmittag zuhause sein können. Oder bevor es an einem Dienstag wieder weiter geht, sind wir dann an einem Montag zuhause. Also sind es dann mehr als zwei Woche daheim. Wir sind sehr glücklich mit unserer Lage hier.

Was machst du im Winter, wenn du nicht beim Langlaufen bist?
Ich gehe sehr gerne Skitouren, wenn die Bedingungen stimmen. Wir haben hier eine traumhafte Umgebung. Es ist aber auch OK, wenn man einfach nur den Kachelofen einheizt und es sich gemütlich macht.

Wie sieht ein typischer Trainingstag im Sommer für das Männerteam aus und wie oft bist du selbst aktiv mit dabei?
Tatsächlich ist das wie eine normale Arbeitswoche. Wir haben in Ruhpolding in der Chiemgauarena Training am Vormittag und am Nachmittag. Im Sommer beginnen wir oft um 8 Uhr in der Früh, weil es dann von den Temperaturen noch erträglich ist.

Mittags haben wir dann Videoanalyse. Nach dem Nachmittagstraining fahren wir dann nach Hause in den Feierabend. Das ist dann schon ein voller Tag. Ob am Wochenende auch trainiert wird, hängt davon ab, wie der Trainingsplan unter der Woche aussieht. Wenn wir ins Trainingslager fahren, sagen wir oft, die Messlatte liegt hoch. Denn es gibt wenige Orte, die auch außerhalb des Trainingsgelände so viele Möglichkeiten bieten, aktiv zu sein, wie hier bei uns im Achental.

Viele Kinder und Jugendliche träumen davon, einmal Biathlon zu machen. Was braucht es aus deiner Sicht, um diesen Weg erfolgreich zu gehen?
Das Wichtigste ist der Spaß am Sport. Wenn man das dann noch mit Leistungsgedanken betreibt, ist das schön. Muss aber nicht sein. Wenn man irgendwann groß rauskommen möchte, gehört Ehrgeiz aber dann dazu. Den Spaß darf man nie verlieren, dazu eine gewisse Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit. Man sollte auch mit Niederlagen umgehen können. Das sind so Attribute, die wichtig sind.

Im Achental gibt’s wunderbare Loipen. Was macht das Langlaufen hier für dich besonders, auch abseits des Spitzensports?
Bei uns hat man den Vorteil, dass man die Berge und die Seen hat. Man kann das auch sehr schön verbinden. Wenn ich jetzt zum Beispiel an die Loipen an den Weitseen zwischen Reit im Winkl und Ruhpolding denke, erinnert das landschaftlich sehr an Skandinavien. Ein Wahnsinnspanorama, die Berge und die Seen direkt nebeneinander. Aber auch in Reit im Winkl sind die Loipen mit Blick auf das Kaisergebirge sehr schöne Plätze. Bei uns in Oberwössen sind die Loipen bestens präpariert mit tollem Panorama. Das ist schon einzigartig und nicht so oft so schön zu finden. Dazu kommt, dass das Langlaufen deutlich günstiger ist als der Alpinskisport und somit Teilhabe für jedermann niedrigschwellig möglich ist.

Wann und wo startet die Wettkampfsaison 2025/2026 für Euch?
Die Saison startet Ende November 2025 in Östersund in Schweden.

Was bedeutet für dich Heimat?
Es ist nicht so einfach, das in Worte zu fassen. Es ist für mich vor allem ein Gefühl. Wenn man länger mal 2-3 Wochen weg war und fährt über den Irschenberg und sieht die Berge und fährt dann von der Autobahn runter hier ins Tal rein, dann ist es ein Gefühl von Wohlbefinden und Sicherheit. Für mich bedeutet Heimat, dass ich mich wohl fühle.

Was ist für dich „Typisch Achental“?
Es ist diese Kombination aus Seen und Berge, die bei uns schon sehr speziell ist. Wenn man auf unseren Gipfel steht, sieht man auf der einen Seite ins Flachland und auf der anderen Seite bis zu den schneebedeckten Gipfeln. Wir sind hier mitten in einem Umbruch vom Flachland in die Berge rein. Das ist schon sehr besonders.

Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Tatsächlich ist das der Rechenberg, weil ich sehr schnell oben bin von mir zuhause und man von dort einen Wahnsinnsausblick hat. Man sieht auf der einen Seite in die Berge bis zum Großglockner und auf der anderen Seite ins Flachland. Das ist für mich so ein Lieblingsplatz, da könnte ich am liebsten jeden Tag raufgehen und die Seele baumeln lassen.

Welches ist dein liebster Brauch oder deine liebste Tradition?
Unsere Bergmessen finde ich sehr schön. Ich mag auch gerne ‚Hoagascht‘ in den Stuben und unsere Feste hier. Die sind immer mit sehr viel Mühe und Herzblut gemacht. Das schätze ich sehr.

Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Ein perfekter Tag im Achental ist für mich am Morgen bei einem unserer zahlreichen Bäcker, die ihr Brot noch selbst backen, einen Kaffee zu trinken und eine Brezn zu essen, dann mit dem Mountainbike eine ausgedehnte Tour über die Berge zu machen und am Abend dann an einem unserer Seen mit ein paar Freunden den Tag ausklingen zu lassen.

Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Mein bayerisches Lieblingswort ist ‚oafach‘, also einfach, weil das für mich den Ausdruck von Bodenständigkeit und Einfachheit hat. Das sind Eigenschaften, die mir sehr wichtig sind.

Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst?
Weißwurst
Leberknödel oder Spinatknödel?
Leberknödel 
Schweinsbraten oder Chiemseerenke?
Schweinsbraten

Berggehen oder Bergradeln? Bergradeln, weil ich dann schneller wieder unten bin.

Berggipfel oder Bergsee? Berggipfel

Rennradl oder Bergradl? Bergradel

Was ist dein Lebensmotto?
„Oafach, g‘miatlich, boirisch“. Das hängt bei uns auch in der Küche.