Die Wirkung heimischer Kräuter aus dem Chiemgau

Babette Györi, ausgebildete Wild- und Heilkräuterpädagogin lebt mit ihrer Familie in Staudach-Egerndach. Mit ihrem Unternehmen ‚Kräuterkranzl‘ hat Babette seit 2018 ihre Leidenschaft für die Natur zu ihrem Beruf gemacht. Sie bietet in der Kräutersaison verschiedene Wildkräuterwanderungen im Chiemgau an.

Wann hast du gemerkt, dass die Natur und du so eine besondere Verbindung haben?
Das ist eine interessante Frage. Wenn ich darüber nachdenke, dann gibt es ein Schlüsselerlebnis. Meine Eltern und auch meine Großeltern sind schon immer viel mit uns beim Wandern gewesen. Eines Tages, ich, da war ich vielleicht 6 Jahre alt, bin ich losgesprintet und wollte den Berg runterrennen. Da ich nicht rechtzeitig abbremsen konnte, bin ich in einem großen Brennnesselhaufen gelandet. Ich habe vor lauter Brennen geweint, war aber gleichermaßen erstaunt, wie so ein zartaussehendes Pflänzchen solch eine Kraft haben kann. Mit 16 Jahren habe ich dann das Buch ‚Die Apotheke Gottes‘ von Maria Treben geschenkt bekommen und der Grundstein war gelegt. Wer verfällt dem Zauber der Natur denn nicht?

Was möchtest du den Menschen vermitteln bei deinen geführten Kräuterwanderungen?
Als allererstes, dass die Kräuterkunde was Leichtes und Lockeres ist. Es ist kein „Hexenwerk“. Traut euch ran und aktiviert eure Instinkte. Aber Vorsicht, einmal in die Welt der Pflanzen eingetaucht, kommt man so leicht nicht mehr raus. Ab dem Tag versucht man immer, beim Spazierengehen oder beim Wandern, die Kräuter um sich herum zu bestimmen. Man wird achtsamer. Dann kann ein Spaziergang und eine Wanderung auch mal doppelt so lange dauern. Man ist danach deutlich erfüllter.

Dann natürlich, dass die Menschen wieder erkennen, wie wichtig die Natur für Körper und Geist ist. Es ist ein Geben und Nehmen. Wir können aus der Natur Medizin und Nahrung beziehen, ihr dadurch unsere Aufmerksamkeit geben. Der Umweltschutz wird selbstverständlicher. Bereits beim Sammeln der Kräuter schütten wir Glückshormone aus.

Kannst du uns etwas sagen zur Wirkung einzelner Kräuter, die bei uns im Achental zu finden sind:
Sehr gerne.
Bärlauch: Durch den Hauptinhaltsstoffe Schwefel wirkt der Bärlauch blutdrucksenkend, blutreinigend, antibakteriell, desinfizierend im Darm und immunstärkend. Ideal geeignet für eine Frühjahrskur

Huflattich: Durch den Hauptinhaltsstoffe Schleimstoffe wirkt der Huflattich schleimlösend, krampflösend, auswurffördernd und hustenlindernd. Aber bitte nur in Maßen verzehren, da die Pflanze auch geringe Menge PA (Pyrrolizidinalkaloide) enthält.

Schaumkräuter: Durch den Hauptinhaltsstoff Senfölglykoside wirkt das Wiesenschaumkraut krebszellenhemmend, blutbildend und kräftigend. Leicht zu finden ab Anfang April auf Wiesen. Vorsicht. Nicht auf gedüngten Wiesen sammeln.

Mit der Kräuter-Akademie möchtest du dein Wissen weitergeben und interessierte Menschen zur Kräuterpädagogen ausbilden. In 2023 soll es losgehen. Für wen ist diese Ausbildung geeignet und was wird vermittelt?
Die Idee für die wilde Kräuterakademie ist vor Corona entstanden. In 2022 konnten wir im März dann endlich eröffnen. Die Ausbildung ist für jeden geeignet, der Lust hat sein Pflanzenwissen zu vertiefen. Sie ist aber auch für jeden geeignet, der sich noch gar nicht mit Kräutern auskennt, aber eine große Lust verspürt sie kennen zu lernen. Bei der 16monatigen Ausbildung zum/r Kräuterpädagogen/in, lernt ihr 56 Kräuter im Schwerpunkt kennen. Wir verarbeiten die Kräuter zur Salbe, Tinktur, Tee, Gewürze, Öle, Salze, Gesichtswasser, zu Wildkräutersalate, zu Kräuterbutter u. v. m. In den kälteren Monaten sind wir drinnen und gehen auf die rechtlichen Themen ein, sowie aufs Räuchern, Brauchtümer und das Destillieren.

Ich möchte dieses Wissen weitergeben, denn ich denke: Nur im Netzwerk kann das „alte Wissen“ wieder wachsen und gedeihen.

Wo kann man deine Wanderungen buchen? Wo findet man dich im Netz?
Ich biete regelmäßig Kräuterwanderungen in Zusammenarbeit mit dem Achental Tourismus an. All meine Angebote findet ihr auf meiner Website www.kraeuterkranzl.de.
Ob Bergkräutertour, Gruppenevents, Waldbaden, Rauhnachtswanderungen oder die Ausbildung in der wilden Kräuterakademie. Auf der Website findet ihr alle Termine und nochmal die Beschreibung zu den verschiedenen Aktivitäten. Und natürlich auch auf Instagram unter kraeuterkranzl.

Ihr könnt mir eine Mail schicken oder das Kontaktformular benutzen, anrufen oder eine Nachricht über Instagram schreiben.

Auf was freust du dich im Frühjahr im Achental besonders?
Meistens, so ab Ende Februar ungefähr, beginnt das Kribbeln im Bauch. Die Vorfreude auf die kommende Saison. Ich erwarte sehnsüchtig die bunten Kräuter, die nach dem langen, tristen Winter wieder rausschießen. Bei uns im Achental kann man das besonders gut beobachten, denn hier kann es eine Woche schon Frühling sein und dann plötzlich wieder Winter. Die Kräuter kennen das Spiel und sind darauf eingestellt. Bei uns im Achental gibt es auch jede Menge Bärlauch, der darauf wartete mit der Nase entdeckt, gesammelt und zu verschiedenen Köstlichkeiten verarbeitet zu werden. Wer kennt das nicht? Selbst wenn man ihn noch nicht sieht, kann man ihn schon von weitem riechen. Das ist für mich Frühling im Achental.