Auf a Wort im Achental mit Kirsten de Baey-Ruszin

Für unsere neue Gesprächsreihe “Auf a Wort im Achental” treffen wir Menschen, die bei uns im Tal wohnen und die ihr vielleicht sogar schon kennt. Wir treffen sie an ihrem Lieblingsplatz und wir erfahren, was typisch ist für das Achental, aber auch was unsere Heimat so besonders macht. Manch eine oder manch einer hat vielleicht einen spannenden Tipp für euch, den ihr so noch nicht gehört habt.

Lernt das Achental neu kennen durch die Brille von Einheimischen, aber auch von Zuagroasten, von Jungen und jung Gebliebenen – kommt mit “auf a Wort im Achental”!

 

Kirsten de Baey-Ruszin, 33 Jahre, ist eine deutsche Triathletin, Trailrunnerin und Bergsportlerin. Die Wahl-Achentalerin kommt vom Niederrhein und lebt seit 2022 mit ihrem Mann in Marquartstein im Achental. Hier bei uns in der Region findet sie optimale Trainingsbedingungen vor. Im Mai 2023 gewann Kirsten de Baey-Ruszin den Hochgernlauf in der Kategorie ‚Frauen‘ in nur 47,52 Minuten sowie auch die Kurzstrecke (10 km) des ChiemgauTrailRun. Wir haben Kirsten de Baey-Ruszin kurz vor Weihnachten 2023 in Unterwössen im Alten Bad getroffen.

 

Hier gibt es den Podcast zum Interview mit Kirsten de Baey-Ruszin:

 

Welche Bergsportarten betreibst du aktuell?

Mein Mann und ich gehen sehr gerne wandern. Daraus hat sich das Trailrunning ergeben. Im Jahr 2023 habe ich dann den ersten Trailrun hier im Chiemgau mitgemacht. Wir sind außerdem gerne mit dem Mountainbike in den Bergen unterwegs.

 

Wie kommt eine Flachländerin vom Niederrhein zum Bergsport?

Früher mochte ich die Berge nicht so sehr – das war mir zu anstrengend. Wir waren 2019 das erste Mal im Urlaub im Chiemgau. Da hat mich die Faszination der Berge gepackt. Von dort an haben wir jeden Urlaub hier verbracht und sobald wir wieder am Niederrhein auf dem Land waren, habe ich die Berge wieder vermisst. Ich konnte meinen Mann zum Glück dann bald überzeugen, hierher zu ziehen. Dann ging alles schnell, und wir haben eine Wohnung in der Gemeinde Marquartstein gefunden. Dafür bin ich sehr dankbar.

 

Wie vereinbarst du das Training mit deinem Alltag?

Ich bin als Fachberaterin für biologische Pflanzenschutzmittel im Außendienst tätig und kann mir meine Arbeit ganz gut einteilen. Ich trainiere in der Früh schon vor der Arbeit und versuche – je nachdem, wann ich Feierabend habe und die Zeit es zulässt – noch an den Berg zu gehen. Am Berg kann ich nach der Arbeit am besten abschalten, meine Gedanken schweifen lassen und komme geerdet wieder ins Tal.

 

Wie wichtig ist dabei die Umgebung, wie du sie hier im Achental vorfindest?

Es gibt keinen schöneren Ort für ein Training. Wobei ich meine Zeit am Berg nicht als Training empfinde. Es ist einfach schön in der Natur unterwegs zu sein, bei sich zu sein ohne jegliche Ablenkung, Ruhe zu haben, es gibt immer was Neues, wie z.B. neue Trails, zu entdecken. Mit dem Rad gibt es viele Forststraßen und Touren zu fahren. Jeder Berg ist anders – die Gegend ist einfach sehr abwechslungsreich. Das Achental hat optimale Trainingsbedingungen – auch zum Flachlaufen an der Ache oder Schwimmtraining im Wössner See.

 

Was motiviert dich?

Ich bin eine Wettkampfsportlerin und liebe es natürlich auch, mich zu verausgaben. Ich brauche nicht viel Motivation – ich liebe es einfach, die Berge hochzurennen, das Ziel vor Augen und später den Blick ins Tal und auf die Berge. Der Hochgernlauf im Jahr 2023 war meine Premiere – die Strecke da hoch ist einfach zu schön, der Blick vom Hochgernhaus auf die umliegenden Berge des Achentals und auf den Wössner See, wo man dann auch die leichte Herzform des Sees sieht, ist toll.

 

Was bedeutet für dich Heimat?

Heimat ist ein schwieriger Begriff für mich. Einerseits ist Heimat der Ort, wo ich geboren bin und wo meine Familie wohnt. Heimat ist aber auch der Ort, wo ich mich geborgen fühle und von dem ich nicht mehr weg möchte. Heimat ist mittlerweile für mich Marquartstein, das Achental und die ganze Gegend hier. Es ist wie in einer Beziehung. Ich möchte hier nicht mehr raus. Ich liebe die Gegend hier.

 

Was ist für dich „Typisch Achental“?

Für mich ist typisch Achental das Almleben, wie es hier gelebt wird. Das Tal hier ist so hell und weitläufig – nicht so dunkel und eng wie andere Alpentäler. Das Achental ist vielseitig – hier ist so viel an Sportaktivitäten möglich von Segelfliegen über Gleitschirmfliegen und all die Bergsportarten. Und die Freundlichkeit der Menschen hier – jeder grüßt sich und hat Zeit für ein Schwätzchen. Außerdem wird im Achental Nachhaltigkeit und Naturschutz – gerade in den Bergen – wirklich gelebt. Es ist hier überall so sauber, selten sieht man Müll rumliegen. Das schätze ich sehr.

 

Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?

Das ist einmal der Hochgern und das Hochgerngebiet, weil das für mich fußläufig erreichbar ist. Es gibt nichts Schöneres als eine Feierabendtour zum Hochgern hinauf. Ein anderer Kraftort für mich ist die Roßalm. Man trifft auf dem Weg dorthin auch manchmal Murmeltiere. Beim Abstieg über den Geigelstein kann ich bis nach Tirol und ins Kaisertal schauen – das liebe ich auch sehr. Das sind meine zwei Lieblingsplätze, an denen ich abschalten kann und meine Kraft finde. Ich kann von dort immer auf meinen Wohnort nach Marquartstein schauen.

 

Welches ist deine liebste Tradition?

Ich bin ein Bauernkind. Drum sind es für mich der Almauftrieb und der Almabtrieb. Beim Almauftrieb geht das Leben am Berg wieder los. Beim Almabtrieb verlagert sich das Leben wieder ins Tal und am Berg kehrt Ruhe ein. Diese Ereignisse markieren für mich den Wechsel der Jahreszeiten.

 

Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?

Ich steige mit meinem Mann morgens auf das Mountainbike, wir machen gemeinsam eine Bergtour und wenn wir mittags wieder unten sind, machen wir nochmal eine Wanderung oder einen Trailrun. Wenn wir den ganzen Tag gemeinsam in den Bergen unterwegs sein können, dann ist es ein perfekter Tag für uns.

 

Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?

Servus und Grias di. Das drückt Höflichkeit und Freundlichkeit aus. Was gibt es Schöneres, als wenn einem jemand ein Lächeln und Freundlichkeit schenkt. Das ist wie ein kleiner Glücksmoment.

 

Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:

Bosna oder Weißwurst? Am liebsten Topfenstrudel!

Leberknödel oder Spinatknödel? Spinatknödel

Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Chiemseerenke

Berggehen oder Bergradeln? Berglaufen!

Berggipfel oder Bergsee? Berggipfel

Alpinski oder Nordic Ski? Nordic Ski und Skitouren

 

Was ist dein Lebensmotto?

Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume. Das mag kitschig klingen, aber durch den Umzug ins Achental lebe ich meinen Traum.