Auf a Wort im Achental mit Moni Stein
Die Bildhauerin Moni Stein, geboren 1954 in München, lebt seit ihrer Jugend im idyllischen Hinterwössen – in der Nähe ihrer heutigen Werkstatt: Eine ehemalige Schreinerei im Wössner Ortsteil Brem, die sie seit 2011 zur Werkstatt umgestaltet hat. Ihre künstlerischen Wurzeln liegen tief: Schon als Kind gehörte Kunst, Musik und Kunstgeschichte im Elternhaus zum Alltag. Nach einer langen Familienphase – Moni Stein ist Mutter von vielen Kindern und noch mehr Enkelkindern – fand sie spät, aber umso intensiver zur Kunst zurück. Moni Stein arbeitet vorwiegend skulptural mit Beton, Gips, Wachs oder mit der eigens entwickelten Pappmaché-Technik. Ihre Skulpturen waren bereits in Paris, Florenz, Österreich und Südtirol ebenso zu sehen wie in Trier, Maria Laach, im Chiemgau und in München…. Ein besonderer Höhepunkt ist die neue Skulpturengruppe „Man(n) kann nicht nicht kommunizieren“, die am 30. Mai 2025 im Kurpark am Alten Bad in Unterwössen im Rahmen der Chiemgauer Kulturtage feierlich eingeweiht wurde – ein interdisziplinäres Kunstprojekt mit Musik, Theater und Schülerbeteiligung.
Dieses Interview gibt es auch als Podcast zum Anhören:
Du bist spät, aber mit großer Leidenschaft zur Kunst zurückgekehrt. Wie hat sich dieser künstlerische Neustart angefühlt – fast wie ein zweites Leben?
Ich habe ein sehr erfüllendes, glückliches Leben, das ich u.a. auch meiner Kunst verdanke. Ich fühle mich darin sehr aufgehoben. In meiner Werkstatt bin ich so ganz bei mir. Die Kunst erfüllt mein Leben mit Zufriedenheit.
Beton ist ein eher ungewöhnliches Material in der bildenden Kunst. Was hat Dich daran gereizt – und was fordert Dich dabei besonders heraus?
Beton ist ein schweres, unnachgiebiges Material. Er fordert viel von mir.: Kraft, Geduld, Ausdauer und ein bisschen Sturheit. Ich baue meine Plastiken auf. Andere Bildhauer hauen oder schneiden aus Material etwas weg, während ich etwas dazugebe. Die Technik nennt man Aufbautechnik. Mein Material ist meistens Beton. Wenn ich, was selten vorkommt, Wachs verwende, dann sind es kleinere Arbeiten, die ich dann zum Bronzegießer gebe.
Deine Skulpturen erzählen von Schmerz, Stärke, Würde – oft mit gesellschaftspolitischem Hintergrund. Was treibt Dich inhaltlich an?
Meine Themen entstehen oft aus Gesprächen mit meinem Umfeld. Viele Jahre hat mich auch der Missbrauch in der Katholischen Kirchen bewegt, und ich habe mich mehrfach positioniert. Dabei habe ich viel Resonanz bekommen, meistens Zuspruch, aber auch Gegenwind. Am meisten bewegt und berührt hat mich ein Auftrag der Regens Wagner Stiftung, Dillingen, die mich gebeten haben, eine Arbeit zum Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkrieges zu gestalten. Das habe ich mit großer Freude und tiefen Emotionen ausgeführt. Es war für mich mein wichtigstes Projekt.
Mit Deiner neuen Skulpturengruppe „Man(n) kann nicht nicht kommunizieren“ bringst Du Kunst, Musik, Theater und Schule zusammen. Was bedeutet Dir diese Zusammenarbeit und wie ist das beim Publikum in Unterwössen angekommen?
Die Skulpturengruppe ist nicht ganz neu. Ich habe bei Freilassing an einem Skulpturenweg teilgenommen für den Zeitraum eines Jahres. Dieser Skulpturenweg liegt in der Nähe einer Schule, eines Kindergartens, eines Sportplatzes und an einem Wanderweg. Ich wollte etwas schaffen, was dem Standort gerecht wird, und da erschien mir eine Skulpturengruppe passend. Mein Mann brachte mich dann auf die Idee, der Gruppe den Namen,“ Man kann nicht nicht kommunizieren“ nach Paul Watzlawick , Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeuten zu geben. Beim Eröffnungsabend am Alten Bad hat sich dann alles um Kommunikation gedreht. Es war ein wunderbarer Abend, so wie ich mir das erhofft habe.
Wo sind denn hier bei uns im Achental und Umgebung Deine Kunstwerke zu sehen?
Eine Skulptur steht auf der Chiemhauser Alm, mit der neuen Skulpturengruppe jetzt zwei hier am Alten Bad, eine in Bernau am Rathaus und eine am Heftersaal in Grassau. Demnächst wird im Moor eine Filzenfee aufgestellt. Das Ökomodell Achental hat eine Ausschreibung gemacht und mich beauftragt, eine Filzenfee zu gestalten. Sie wird demnächst im Moor aufgestellt. Es freut mich besonders, dass die Skulpturengruppe am Alten Bad, aber dann auch die Filzenfee Teil des Europäischen Skulpturenweges sind. Dieser Weg wurde 2020 geschaffen und zieht sich durch ganz Europa. (www.art-moves-europe.eu).
Du sprichst offen über Schicksalsschläge in Deinem Leben. Hat die Kunst dir geholfen, diese Erfahrungen zu verarbeiten oder ist sie eher Ausdruck daraus?
Ob mir nun die Kunst dabei geholfen hat, weiß ich nicht so wirklich. Manche Menschen sagen, dass meine Kunst eine gewisse Schwere ausdrückt. Ganz sicher aber ist meine Kunst der Ausdruck meines gelebten Lebens. Ich kann das selbst nicht so gut beurteilen. Mir gefallen auch alte Menschen zum Abbilden besser als Junge.
Was bedeutet für dich Heimat?
Heimat bedeutet für mich der Ort, wo meine Familie ist, das ist Geborgenheit.
Was ist für dich „Typisch Achental“?
Unsere Berge hier, die Tiroler Ache und der bayerische Dialekt.
Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Ich gehe am liebsten hinterm Haus in Hinterwössen rauf zur Chiemhauser Alm, der Blick zum Geigelstein und die herrlichen Wiesen mag ich sehr.
Welches ist dein liebster Brauch oder deine liebste Tradition?
Ich mag es gerne, wenn im Advent die Klöpfler und zu Heilige Drei Könige die Sternsinger kommen. Da waren meine Kinder schon dabei und jetzt sind es die Enkelkinder. Alle 15 Enkelkinder leben hier bei uns in Wössen.
Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Ein perfekter Tag ist für mich, wenn ich im Sommer mit dem Radl unterwegs sein kann und im Winter mit den Tourenski auf den Berg gehe oder zum Skaten in unsere Loipen.
Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Es ist ‘Grias di’ – das Miteinander hier bei uns im Achental, das gefällt mir sehr
Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst? Weißwurst
Leberknödel oder Spinatknödel? Spinatknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Schweinsbraten
Berggehen oder Bergradeln? Berggehen
Berggipfel oder Bergsee? Berggipfel
Alpinski oder Nordicski? Nordicski
Was ist dein Lebensmotto?
Es lautet: Leben und leben lassen.