DU bist TOURISMUS – Petra und Josef Moritz, Inhaber des Weßner Hof in Marquartstein

Das Achental und der Tourismus – seit Jahrzehnten aufs Engste miteinander verwoben und voneinander abhängig. Heute lässt sich mit Fug und Recht behaupten: Die Gäste, die im Tal ihren Urlaub verbringen, tragen ganz maßgeblich zum Wohlstand der gesamten Region bei. Ohne die Abgaben für Zweitwohnung im Achental oder die Einnahmen durch den Tourismus hätten wichtige Infrastrukturmaßnahmen nicht umgesetzt werden können, gäbe es zahlreiche Arbeitsplätze nicht. Gastronomie, Hotellerie, private Vermieter – sie alle leben direkt von den Gästen. Doch auch indirekt schafft der Tourismus Arbeitsplätze, ist auch für Betriebe und Einzelhändler im Tal von enormer Bedeutung. Der Achental Tourismus hat sich umgehört und nachgefragt: Welche Bedeutung hat der Tourismus für EUCH?

Petra und Josef Moritz, Inhaber des Weßner Hof in Marquartstein

Der Weßner Hof ist mit Hotel, Restaurant, Wohnmobilstellplatz, kleinem Laden und Landwirtschaft sehr breit aufgestellt. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Die Entwicklung ging scheibchenweise. Der Weßner Hof ist aus der Landwirtschaft entstanden. Er war zu Beginn ein Bauernhof. Meine Oma hat 1928 mit der Sommerfrische angefangen, heute vergleichbar mit Urlaub auf dem Bauernhof. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde mit dem Auskochen begonnen. Ein Relikt aus dieser Zeit ist nach wie vor, dass der Gast, wenn er Mittag ein Essen bei uns bestellt, immer eine Suppe kostenlos dazu bekommt. Deswegen heißt es beim Suppen-Sepp. Die Eltern und Großeltern haben Stück für Stück den Weßner Hof aufgebaut. So ist das ganze entstanden und wir haben immer die Landwirtschaft mit beibehalten. Was in der heutigen Zeit auch wirklich Sinn macht, gerade in Hinblick auf eigene Produkte und das Thema Lieferketten. Die Qualität des Produktes wird immer wichtiger. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist unsere Konditorei. Dort werden Kuchen und Torten in höchster Qualität hergestellt. Am Sonntag kann man diese Leckereien im Kuchentruck vor dem Haus für den Kaffee daheim mitnehmen.

Welchen Stellenwert hat die Landwirtschaft heute noch für den Weßner Hof?
Der Weßner Hof hat eine Landwirtschaft, in der wir das Futter wie Getreide, Mais und gentechnikfreies Soja für unsere Tiere produzieren. Wir füttern die Tiere, schlachten, zerlegen es bei uns in der Metzgerei und machen die Wurst. Im Restaurant werden die Waren unseren Gästen serviert. Die Speisereste gehen bei uns in die Biogasanlage, mit der wir Strom und warmes Wasser fürs Haus erzeugen.
Zu den Coronazeiten hat uns dieser Kreislauf plötzlich Schwierigkeiten bereitet, weil wir nicht wie Kollegen am Montag das Fleisch für den Mittwoch bestellen, sondern die Tiere im Stall stehen haben. Die Schweine, die als kleine Ferkel gekauft werden, werden nach 5-6 Monaten geschlachtet. Den Rinderbraten, den ich jetzt brauche, den habe ich vor zwei Jahren als Kalb aufgestallt. Die Enten, die haben wir ungefähr sieben bis acht Wochen, die Gänse ca. fünf Monate. Als dann zu Corona das Lokal geschlossen war, hatten wir die fertigen Tiere, aber die Abnahmestelle war weg. Aus der Not heraus haben wir mit dem Foodtruck angefangen, weil die Ware da war. Wir hatten die Schweine, wir hatten das Rind, wir hatten die Gänse und Enten. Wir mussten uns also etwas einfallen lassen, um die fertige Ware an den Gast zu bringen. Die Fleischerzeugung konnten wir nicht ausschalten und keiner wusste, wann es wieder weiter geht.

Wie wichtig sind Touristen für euch und euer Geschäft?
Touristen und auch Zweitwohnungsbesitzer sind extrem wichtig für uns. Ohne unsere Gäste funktioniert das gesamte Konzept Weßner Hof nicht. Aber auch für die Infrastruktur ist der Tourismus ein entscheidender Faktor. Wir kaufen so gut wie alles regional ein, was wir nicht selbst produzieren. Wir holen die Semmeln für das Frühstück bei den umliegenden Bäckern oder kaufen den Käse in Käsereien der Region. Oder beauftragen ortsansässige Handwerker, wenn Arbeiten anstehen. Diese Infrastruktur würde uns nicht zur Verfügung stehen, wenn wir keine Einnahmen durch den Tourismus generieren würden.

Wie viele Mitarbeiter sind aktuell beschäftigt?
Unsere Mitarbeiter sind für den Erfolg und das Funktionieren des Weßner Hofs sehr wichtig. Familie Moritz ist der Motor und unsere Mitarbeiter sind das Getriebe. Auf Grund des derzeitigen Personalmangels ist es momentan allerdings sehr schwer Mitarbeiter zu finden.

Gibt es für euch eine Haupt- und eine Nebensaison?
Ganz klassisch haben wir unsere Hauptsaison in den Sommermonaten von Mai bis Oktober, zum Teil bis in den November. Die Wintermonate sind stark abhängig von der Schnee- und Wetterlage. Wir haben Gäste, die gerne in der ruhigeren Zeit zu uns kommen, aber der große Teil der Gäste kommt im Sommer. Wir haben aktuell zum Beispiel entsprechend der Zeit sechs unserer Zimmer zu drei kleinen Apartments umgebaut, die gerne von Gästen gebucht werden, die im Homeoffice arbeiten.

Was macht für euch das Achental aus?
Ich sag immer zu den Gästen: „Das Achental ist der Platz, den der Herrgott am Sonntag gemacht hat.“ Andere Plätze sind auch schön, aber das Achental hat er am Sonntag gemacht.

Welchen Stellenwert hat der Tourismus für euch im Achental?
Wie schon gesagt, hätten wir unseren Wohlstand nicht ohne den Tourismus. Wir hätten die Landwirtschaft, das Handwerk und deutlich weniger Arbeitsplätze, wenn wir den Tourismus nicht hätten. Viele Landwirte setzen bei uns auf eine Einkommenskombinationen aus Landwirtschaft und Vermietung. Damit kann in unserer Region die kleinstrukturierte Landwirtschaft erhalten werden.