Auf a Wort im Achental mit Johanna Gehmacher

Johanna Gehmacher betreibt zusammen mit ihrem Mann Sebastian und der Mithilfe ihrer Familien seit einem Jahr den Hofladen “Wilde Kuh” im Ortsteil Bayern in der Achental-Gemeinde Staudach-Egerndach.

Die gebürtige Marquartsteinerin und Mutter von vier Kindern hat uns im Januar in der Tourist-Info im Alten Bad in Unterwössen besucht.

 

Unser Interview mit Johanna gibt es auch als Podcast:

 

Ihr betreibt euren Hofladen ‚Wilde Kuh‘ als Familie zusammen auf eurem Hof in Staudach-Egerndach. Was ist eure Philosophie? Was motiviert euch?
Für mich ist es sehr wichtig ist zu wissen, wo die Produkte, die meine Familie isst, herkommen. Dazu kam, dass mein Schwiegervater Jagdpächter ist und wir auf dem Hof immer Rotwild haben. Im Stall haben wir immer mal ein Rind und unsere Hühner geben auch immer Eier. Wenn wir alles, was der Hof hergibt, bei uns im Hofladen anbieten, dann wissen die Leute, wo das Essen herkommt und können auch sehen, was die Tiere bei uns zu essen bekommen. Wir haben von Montag – Sonntag von 7 – 18 im Winter und im Sommer für die ‚Spätgriller‘ bis 20 Uhr geöffnet. Es ist ein Selbstbedienungsladen auf Vertrauensbasis. Der Laden ist direkt an der Straße, und wir haben viel Laufkundschaft. Mittlerweile kommen viele Leute wegen unseres Angebots an Wild. Das ist in jedem Fall immer nachhaltig. Wir geben auch Tipps, wie man Wild kocht.

Wie kam es zu dem Namen?
Wir haben uns viel überlegt und ausprobiert. “Wilde Kuh” war dann unser Favorit – das passt auch am besten zu uns.

Was bedeutet für dich Heimat?
Für mich bedeutet Heimat Momente. Ich mag das gerne, wenn wir im Sommer draußen zusammen kommen, es kommen die Nachbarn, Familie und Freunde, mein Mann spielt ein paar Lieder mit seiner Ziach, die Kinder spielen um uns herum, man trinkt miteinander ein Bier, ratscht und hat einfach eine gute Zeit zusammen. Das ist für mich Heimat

Was ist für dich „Typisch Achental“?
Für mich ist typisch Achental die Ache. Ich bin direkt an der Ache aufgewachsen in Wuhrbichl in Marquartstein. Das Geräusch von der Ache, wenn sie viel Wasser hat, war für mich immer beruhigend.
Wir waren als Kinder immer beim Baden in der Ache. Ich habe sie jeden Tag gesehen. Die Ache ist einfach wunderschön und immer anders.

Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Mein Lieblingsplatz ist tatsächlich an der Ache in Marquartstein unterm Wuhr, das ist der Wasserfall. Da haben wir als Kinder immer Golfbälle gesucht. Die schwappt es von Österreich an. Da kann man ganz viele bunte Golfbälle finden und auf den Steinen umeinander springen.
Wir haben einen ganzen Koffer voll mit bunten Golfbällen aus der Ache.

Welches ist dein liebster Brauch/Welche ist deine liebste Tradition?
Ich mag unsere bayerischen Hochzeiten so gern. Ich finde den Brauch schön, dass man um 5 Uhr in der Früh aufgeweckt wird. Da kommen die Buam und schießen mit den  “Millibitschen” (Milchkannen). Die Kannen werden mit Karbit gefüllt, dann haut es den Deckel weg und es knallt. Das Brautpaar wird so geweckt und kommt raus mit einem Tablett mit Schnaps. Dann gibt es ein Weißwurstfrühstück und irgendwann verabschiedet sich das Brautpaar zur Trauung.  Über den Tag gibt es so viele schöne Bräuche rund um die Hochzeit – das ist einfach schön.

Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Für uns als Kinder war immer das Highlight im Sommer, wenn unsere Eltern mit uns im Schlauchboot auf der Ache gefahren sind. Da sind wir in der Früh nach Schleching gefahren, als wir größer waren ging es sogar ab Kössen los. Dann sind wir immer die schönen Stellen abgefahren. Mein Vater wusste genau, wo man von den Felsen springen konnte. Er ist immer vorausgesprungen und wir durften dann hinterher springen. In Marquartstein, wo ich aufgewachsen bin, gab es dann immer noch ein Lagerfeuer und Würstel grillen. Das machen wir mit unseren Kindern jetzt auch immer einmal im Sommer. So ein ganzer Tag auf der Ache. Das gehört einfach dazu. Mein Mann hat das gar nicht gekannt – obwohl er ja nicht weit weg von mir in Staudach-Egerndach aufgewachsen ist.

Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Gerade mit Kindern sind bayerische Wörter besonders schön:
“Tramhabbat” – das heißt: „Du bist noch ganz schön verträumt“.
Oder: “Ausbachen” – das heisst: „Magst du noch etwas im Bett bleiben, bist du richtig wach bist?“

Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Bosna oder Weißwurst? Weißwurst
Leberknödel oder Spinatknödel? Leberknödel
Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Schweinsbraten

Berggehen oder Bergradeln? Weder noch – dafür habe ich leider mit 4 Kindern zu wenig Zeit und das ist auch zu aufwändig.
Berggipfel oder Bergsee? Wenn, Baden in der Ache
Alpinski oder Nordic Ski? Wenn Langlaufen!

Was ist dein Lebensmotto?
Ich habe kein Lebensmotto, sondern eher eine Lebenseinstellung. Ich finde, wir machen uns viel zu oft Gedanken, was andere über einen denken können. Ich sage immer gern: Macht das, was ihr mögt, wobei ihr selbst ein gutes Gefühl habt. Und wenn es nicht passt, dann merkt man das schon.