Auf a Wort im Achental mit Johanna Steiner und Claudia Schweinöster

Für unsere neue Gesprächsreihe “Auf a Wort im Achental” treffen wir Menschen, die bei uns im Tal wohnen und die ihr vielleicht sogar schon kennt. Wir treffen sie an ihrem Lieblingsplatz und erfahren, was typisch ist für das Achental, aber auch was unsere Heimat so besonders macht. Manch eine oder manch einer hat vielleicht einen spannenden Tipp für euch, den ihr so noch nicht gehört habt.

Lernt das Achental neu kennen durch die Brille von Einheimischen, aber auch von Zuagroasten, von Jungen und jung Gebliebenen – kommt mit “auf a Wort im Achental”!

 

Kurz vor der Premiere des Wössner Bauerntheaters 2023 trafen wir die gebürtigen Unterwössnerinnen Claudia Schweinöster (Theaterleiterin) und Johanna Steiner (Regisseurin) im Alten Bad in Unterwössen.

Auf a Wort im Achental mit Claudia Schweinöster und Johanna Steiner zum Anhören:

 

Die Vorfreude steigt – für welches Theaterstück habt ihr euch dieses Jahr entschieden und warum?

Wir haben uns heuer für das Theaterstück “Eine ganz heiße Nummer” entschieden, das der ein oder die andere aus Film und Fernsehen kennen werden, weil wir wieder ein lustiges Stück spielen wollten und etwas weg wollten vom klassischen Bauerntheater.

Was macht den besonderen Reiz des Bauerntheaters aus? Im Allgemeinen und in Unterwössen?
Wir möchten den Zuschauern drei Stunden lang Freude und Gaudi bereiten. Die Stücke sind eingebunden in unsere Heimat. Die Zuschauer kennen sich aus und wissen was gemeint ist, wenn Anspielungen kommen. Wir spielen ausdrücklich auf bayerisch und wollen kein bayerisch eingefärbtes Hochdeutsch sprechen. Der besondere Reiz hier in Unterwössen liegt auch darin, dass wir nur eine begrenzte Spielzeit haben – heuer sieben Mal. Wir treffen uns im Sommer das erste Mal zur Probe, im Herbst wird es dann hektisch, wir leben dann fast zusammen und haben alle eine große Gaudi beim Theaterspielen miteinander. Wenn wir zusammen sind, dass passt das einfach bei unserer Truppe. Wir spielen ausdrücklich nicht in der Hauptsaison, sondern bewusst in der Nachsaison für unsere Einheimischen, freuen uns aber natürlich auch über alle Gäste.

Woher kommt der Name “Bauerntheater”?
Es hat schon vor dem Krieg ein Bauerntheater in Unterwössen gegeben.
Das ist dann auseinandergegangen und erst 1983 wieder neu zusammengekommen. Der Name stammt daher, dass früher die Stücke oft auf dem Bauernhof gespielt haben, in jedem Fall Bezug zum bäuerlichen Leben auf dem Land genommen haben. Bewusst hat man sich dann im Jahr 1983 dafür entschieden, den Namen “Bauerntheater” beizubehalten.

Welche Rolle spielt dabei das Alte Bad, in dem ihr heuer zum zweiten Mal für sieben Vorstellungen zu Gast seid?
Das Alte Bad ist seit 2019 der Veranstaltungsort in Unterwössen, nachdem im Jahr 1995 der Alte Gasthof zur Post mit Bühne abgebrannt ist. Wir haben dann lange Jahre in Oberwössen gespielt, der Saal ist aber mittlerweile nicht mehr öffentlich zugänglich. Wir Theaterer hätten gerne lieber eine feste Bühne, aber wir schaffen die Organisation dort auch ganz gut. Die Achentalhalle im Alten Bad hat was. Sie hat eine gute Atmosphäre für Veranstaltungen – auch für das Theater. Der Raum ist sehr wandelbar. Die Gäste fühlt sich immer wohl in der Halle.

Erwartet ihr ein Publikum nur aus Unterwössen oder aus der Region? Nach unserem letztjährigen Erfolg mit den ‚Gespenstermachern‘ erwarten wir auch dieses Jahr ein großes Interesse an den Aufführungen in der Region. Es gibt eine treue Gemeinschaft aus Laientheaterfans hier in unserer Gegend. Es sind überwiegend Menschen von hier, die Freude am Theater haben und gerne kommen.

Was bedeutet für euch Heimat?

Johanna:
Ich bin hier verwurzelt. In meiner Heimat kann ich ganz bei mir sein. All meine Lieben sind um mich herum.

Claudia:
Es gibt ja den schönen Spruch: „Heimat is do, wo’s G‘fui is“. Heimat ist für mich Unterwössen, ist das Achental, da ist meine Familie, da sind meine Freunde und somit meine Wurzeln. Das ist für mich Heimat.

Was ist für dich „Typisch Achental“?
Johanna:
Es ist lieblich. Wir haben keine hohen, schroffen Berge, die Täler sind weit und offen und die Kombination aus Bergen, kleinen Seen und dem Chiemsee, die liebe ich.

Claudia:
Mir sind oft andere Alpentäler zu eng und schroff. Das Achental, gerade hier in Unterwössen ist so weit. Man ist in den Bergen und geborgen, trotzdem ist es nicht so eng. An der Ache entlang bis zum Chiemsee zu fahren – das ist schon besonders.

Wo ist dein Lieblingsplatz im Achental und warum?
Johanna:
Ich bin sehr gerne in den Rottauer Filzen – direkt vor meiner Haustür. Dort ist eine Stille, es blüht immer irgendwas und man ist ganz allein. Man meint, da wäre noch nie ein Mensch gewesen, so unberührt wirkt die Natur dort. Und dann mag ich die Kirchen hier im Achental. Besonders die in Unterwössen, weil ich dort aufgewachsen bin.

Claudia:
Für mich ist es die Au in Unterwössen, wo ich aufgewachsen bin und heute noch lebe. Da fühle ich mich wohl, da bin ich gerne. Da wo ich daheim bin, da ist auch mein Lieblingsplatz.

Welche sind  euere liebsten Traditionen?
Johanna:
Ich singe im Kirchenchor und deswegen alle kirchlichen Festtage, weil wir sie zusammen begehen und weil sie zusammen gefeiert werden.
Ich finde das schön: Wir ziehen uns festlich an, gehen zusammen an einen Ort und feiern. Und ich liebe den Advent.

Claudia:
Ich liebe auch die kirchlichen Feiertage, besonders Fronleichnam
Das ist für mich ein besonders Fest. Vielleicht deswegen, weil wir bei uns zuhause beim Auschuster schon immer einen Altar haben. Da bin ich dann schon Tage zuvor aufgeregt und möchte alles schön herrichten. An diesem Tag liege ich schon morgens wach im Bett und warte, dass um 6 Uhr zum Weckruf geschossen wird, denn an Fronleichnam wird ja bei uns traditionell in der Früh geschossen. Dann gehen wir mit der Gemeinde und allen Vereinen zusammen durchs Dorf zur Kirche und später dann zum Musikpavillon, wo die Musikkapelle Wössen dann spielt und gemeinsam ein Fest gefeiert wird. Das ist für mich ein besonderer Tag im Jahr, an dem meistens auch das Wetter schön ist.

Was ist ein perfekter Tag für dich im Achental?
Johanna und Claudia aus einem Munde:
Fast jeder Tag bei uns im Achental.

Welches ist dein bayerisches Lieblingswort? Und was bedeutet es?
Johanna:
‚Freid‘ – Man sollte eine Freude an allem haben, was man tut.

Claudia:
‚Gmiatlich‘ – wenn man daheim sein kann und es gemütlich haben kann.

Kurze Fragen zu Kulinarik in Bayern:
Johanna:
Bosna oder Weißwurst? Weißwurst

Leberknödel oder Spinatknödel? Beides

Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Renke

Berggehen oder Bergradeln? Berggehen

Berggipfel oder Bergsee? Berggipfel

Alpinski oder Nordicski? Nordicski

Claudia:
Bosna oder Weißwurst? Bosna

Leberknödel oder Spinatknödel? Spinatknödel

Schweinsbraten oder Chiemseerenke? Schweinsbraten

Berggehen oder Bergradeln? Bergradeln

Berggipfel oder Bergsee? Beides

Alpinski oder Nordicski? Nordicski – mittlerweile.

Was ist euer Lebensmotto?
Johanna:
Leben und leben lassen. Zufrieden sein. Tolerant sein.

Claudia:
Ich kann das von Johanna Gesagte unterschreiben. Ergänzen möchte ich ein Zitat meines leider zu früh verstorbenen Vaters: „Wer an da Arbeit a Freid hat, der konn si vui scheene Dog macha“. Ich habe auch viel Arbeit, aber versuche auch immer dabei und am Leben viel Freude zu haben. Deswegen ist das auch von mir ein Lebensmotto.